Eberhard Bosslet (*1953)

Stump Stools. 2008

Zehnteilige Skulpturengruppe. Glasfaserkunststoff (GFK)
Courtesy Whiteconcepts Berlin


2008 entwarf Eberhard Bosslet seine mit „Stump Stools“ betitelte Skulpturengruppe, die aus abstrahiert nachgebildeten Baumstümpfen besteht. In drei Typen unterschiedlicher Größe ausgeführt, ähneln die zehn Elemente des Ensembles dabei drei unterschiedlichen Baumarten, deren Basen sich einmal gerade und voluminös und ein anderes Mal etwas ausgreifender und filigraner in das Erdreich zu erstrecken scheinen.

Bosslet erschafft durch die Wiederholung identischer Teile eine Waldformation, die hier an ihrem Aufstellungsort im Lichthof des Albertinums eine Beziehung zu Stella Hambergs „Berserkern“ herstellt, den naturverbundenen und archaischen Kämpfern aus der nordgermanischen Sagen- und Mythenwelt. Auch passt in dieses Bild die dunkle Farbgebung der wie verkohlt anmutenden und vorzeitlich erscheinenden, robusten Baumstümpfe.

Der englische Titel „Stump Stool“ spielt zum einen mit der rhetorischen Figur der Alliteration und ist zunächst wörtlich mit „Baumstumpf-Hocker“ zu übersetzen. Zum anderen bezeichnet „stool“ in seiner botanischen Bedeutung, ohne dass man „stump“ dazusagen muss, einen Baumstumpf – also in der Zusammenfügung beider Worte eine ebensolche Dopplung, wie sie sich im Werk selbst finden lässt.

Die „Stump Stools“ fügen sich in eine Reihe seit 2001 entstandener Skulpturen, die Bosslet aus bekannten organischen Formen entwickelte und zu denen auch die buntfarbige Gruppe „Inselwachstum“ gehört, die der Künstler für den Vorplatz des Neubaus des Instituts für Physik der TU Chemnitz schuf. Bosslet verwendet in seinen Arbeiten unedle, manchmal gefundene und vor allem vorgefertigte industrielle Werkstoffe der Alltagswelt, deren ästhetische Wirkung ein wichtiger Bestandteil seiner Werke ist.

Eberhard Bosslet ist seit 1997 Professor für Skulptur und Raumkonzepte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

Weitere Informationen: www.bosslet.com
Astrid Nielsen