Sächsiche Zeitung PLUSZ Magazin, 30/1998

Wenn die Champagnerflasche explodiert

Großbaustelle, Alchimistenküche oder Spiegelkabinett, das Kunst Haus Dresden versetzt derzeit die Sinne in verwirrend-verblüffte Zustände. Drei Künstler sind dort zu Gast, die sich mit skulpturalen Prozessen und Konditionen der Wahrnehmung befassen. Zum Zwecke der Vertiefung gründeten sie bereits 1981 in Berlin, damals noch mit BKH Gutmann, „Material & Wirkung“. Seitdem unter suchen Eberhard Bosslet, Werner Klotz und Otmar Sattel als Syndicat Materialien und deren Wirkung nach emotionalen, funktionalen, intuitiven und anderen Gesichtspunkten, wobei unter Materialien alle Dinge, Stoffe, Lebewesen, Zusammenhänge, Systeme und Strukturen verstanden werden Eberhard Bosslet, documenta Teilnehmer und Professor an der HfBK Dresden, bedient sich beispielsweise aus dem reichen Fundus der vorgefertigten Industrieprodukte. Als potentielle Skulpturen entpuppen sich so riesige Kompressor-Röhren, umschlungen mit silbrigen Schläuchen. Otmar Sattel gewährt der Natur den Vortritt und setzt auf die Wirkung von Gärungsprozessen und anderen biochemischen Veränderungen. Er läßt Blätter trocknen und Champagnerflaschen im Keller explodieren. Als Poet und Fallensteller für Intellektuelle erweist sich Werner Klotz. Mit geheimnisvollen Spiegelkästen, Regenbogenerzeugern und Anemonen im Fahrstuhl schafft er visuelle Irritationen und stellt die Wahrnehmung auf schöne Proben. Hrs
Matenal & Wirkung: Arbeiten von Eberhard Bosslet, Werner Klotz und Otmar Sattel, bis 13. September im Kunst Haus Dresden