D- CM: Technik das ist..., Galerie Friebe, Westfälische Rundschau, 18.9.95

"Technik- das ist die Natur des Menschen"
Neue Ausstellung in der Galerie Friebe am Freitag eröffnet - Arbeiten von Eberhard Bosslet aus Materialien aus der Arbeitswelt

Lüdenscheid. (CM) Neue Arbeiten von Eberhard Bosslet (Jahrgang 1953) sind seit Freitag abend in der Galerie Friebe an der Parkstraße 54 zu sehen. Die insgesamt sieben Exponate beleuchten auf unterschiedlichste Art und Weise das Anliegen des Künstlers, aus Bestandteilen industrieller Materialien zu Kunstformen.
Eberhard Bosslets Werke sind gekennzeichnet durch. Kraft- und Druckmomente, die er in einen stabilen Beziehungszusammenhang bringt. Innerhalb seines Kreativitätsprozesses sammelt er liegengebliebene Artikel aus der Arbeitswelt, wie etwa Schaumstoff- und Teppichreste, Rohre und Gitter und fügt diese zu meist großdimensionalen Kunstwerken zusammen; dabei werden verblüffende Effekte erzeugt durch ein ungewöhnliches Verwobensein der einzelnen Bestandteile.
Gleich am Eingang der Galerie Friebe befindet sich nun ein Werk mit dem Untertitel: "Verteilen I" aus dem Jahr 1994. Um einen Wärmetauscher herum rollt sich ein schlangenhaftes Gebilde, bestehend aus Abzugsrohren, auf. Insider der Kunstszene vermögen daran leicht zu erkennen, daß Eberhard Bosslet es darauf anlegt, den Betrachter zu provozieren.
"Technik, das ist die Natur des Menschen", so lautet die Auffassung von Eberhard Bosslet, von daher bedeutet es für ihn einen Anreiz, in der Verwertung von Gegenständen aus der Bauindustrie seine eigene Sprache zu finden und diese Elemente zu teils abstrusen Konstellationen inspirativ zu verquicken.
Ein Beispiel hierfür bildet den Blickfang der Ausstellung: "Grundlager", 1995 in Lüdenscheid entworfen. Eine meterhohe rote eingerollte Teppichsäule erhebt sich im Raum II, daran angeheftet ist ein mit Gummibandagen umgebenes Luftkissen, darunter steht eine angeschlossene Luftpumpe. Banal erscheinende Objekte will Eberhard Bosslet, wie er sagte, "in einen emotionalen Zusammenhang bringen.
Nachvollziehen konnten dies die rund 50 Gäste der Vernissage auch beim Anblick eines völlig verfremdeten Karteikastens und anderer Skulpturen, die zwar geometrisch und glatt zusammengesetzt sind, jedoch bei der Verwertung des Materials Kontraste sichtbar machen. Die fünf kleinformatigen Zeichnungen des Künstlers offenbaren dessen graphisches Talent. "Eingriffe in Räume" dies ist auch eine Absicht von Eberhard Bosslet. Stahlrohr-Deckenstützen verankern das dreiteilige Ausstellungsstück "UM-doka-Lüdenscheid". Mit diesem Werk verwirklicht Eberhard Bosslet eine "Intervention" im Raum, indem er die Architektur seines Kunstwerkes der Architektur des vorgegebenen Raumes anpaßt. Eine aufwendige Montage war dafür erforderlich. Diese erste Einzelausstellung in der Galerie Friebe von Eberhard Bosslet (vertreten zuvor war er bei einer Gemeinschaftsausstellung mit Wolfgang Robbe und Kazvo Katase) setzt avantgardistische und experimentell durchdachte Akzente. Zu besichtigen ist sie noch bis zum 3. November, montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 16 bis 18 Uhr.