Wuppertaler Zeitung, 7.3.1991, von CHRISTA MÜLLER

Massiger Stall aus Material vom Bau

Eberhard Bosslet im Kunstraum Wuppertai

„Stallung“ hat Eberhard Bosslet das Hauptstück seiner Ausstellung genannt, die jetzt im Wuppertaler Kunstraum eröffnet wurde. Und als Stall, als festummantelter Käfig mutet auch an, was hier, als Bodeninstallation im Innenraum, mit den großformatigen Fotos korrespondiert, die auf der oberen, umlaufenden Galerie die andere Seite seiner Arbeit, die Eingriffe, die „Interventionen in Außenräume“ belegen.
Bosslet, 1953 in Speyer geboren und heute in Berlin und Duisburg 1ebend, arbeitet seit 1985 mit Materialien, wie sie an jeder Baustelle zu finden sind: Beton, Schalungselemete, höhenverstellbare Stahlrohrstützen.
Und Baustellen waren es auch, die er auf der letzten Documenta oder in der Nationalgalerie Berlin errichtete, als „Anmaßend“ oder „Unterstützende Maßnahme“ bezeichnete und den jeweils recht sperrigen Eingriff in den vorgegebenen Bau nach Arbeitsstunden berechnete. Ab die hundert waren es jetzt, und rund zehn Tonnen dürfte wiegen, was nach Ende der Ausstellung nur mit Preßluft abzubauen ist.
Schon ietzt aber teilt sich die (eigens für den Kunstraum konzipierte) „Stallung“ als ein Kraft- und Gewaltakt mit, darin Masse gegen Masse drückt, Stahlrohrstützen sich gegen die Außenverschalung stemmen. Und wenn die Stützen her waagerecht verlaufen, dann entspricht dem die Umkehrung der betongefüllten Schalungselemente, deren glatte Seite nach außen weist.
Als Künstler sieht Bosslet sich in der Tradition des Konstruktivismus, dessen utopischer Ansatz – die neue Welt am Beispiel des neuen Werks zu errichten – hier im Ansatz einer Baustelle, eines Rohbaus . und seiner gegenläufigen Konstruktion zum Ausdruck kommt
Mit anderen Mitteln belegen das auch die „Interventionen im Außenraum“, die, seit 1981 in Spanien entstanden, sich fertiger, auch verfallender Bauten annehmen. Bosslet hat sie mit weißer Farbe so akzentuiert und „stabilisiert“, daß eine neue Ordnung enstand. Oder er zog schwarze Linien über Triste Fassaden, die auf dem Foto wie Hohlräume wirken, als „destabilisierende“ Elemente in Erscheinung treten.
Schwarzweiß die Fotos, grau in grau die Installation: so „abweisend“ gab sich noch selten eine Kunstraum-Schau und so schweigsam auch kaum ein Künstler. Hinter den Massen aus Stahl und Beton auf ein subtiles Denkgebäude zu stoßen, ist darum ein umso lohnenderes Unternehmen.
(Bis zum 31. März, Friedrich-Ebert-Str. 191. Geöffnet Di bis Fr l6-19, Sa u. So 10-13 Uhr).

Christa Müller