Berliner Morgenpost, 11.11.1995, von PENG

Sperren und Lager

Installationen von Eberhard Bosslet im Podewil

Ein Ungetüm aus vier länglichen Betonblöcken durch Armiereisen miteinander verbunden liegt im Foyer Podewil an der Klosterstraße 68-70 in Mitte und versperrt den Passanten den direkten Weg in das alte Gebäude. Jeder muß dieses häßliche etwas aus Beton wahrnehmen – und ausweichen. Diese Reaktion gehört bereits zum Konzept des 1953 in Speyer geborenen Künstlers Eberhard Bosslet. In diesem Jahr war schon auf dem Schlßplatz in Hannover ein solcher „Sperrbeton“ zu sehen. Er versperrte den Zugang zu den dahinterliegende Ausstellungsräumen des Schlosses.
Neben Arbeiten, die unter dem Sammelbegriff „Barrieren“ zusammenzufassen sind, befaßt sich Bosslet mit dem Phänonem „Druck und Gegendruck“ im eigentlichen, wie auch übertragenen Sinne. Im Podewil konstruierte Bosslet eine raumbezogene Installation mit dem Titel „Grundlager“: Eine Teppichrolle und ein Hebekissen (ursprünglich für die Bergung verschütteter Menschen gedacht) sind mit einem Lastengurt verbunden an einer Säule befestigt. Doch ist es nicht der Gurt, der das Ganze hält, sondern das unter Preßluft stehende pralle Hebekissen. Ließe der Druck nach, würde alles zusammenfallen.
„Ob das etwa Kunst ist?“ wie prompt eine Besucherin der Ausstellung laut fragte, muß sich wohl jeder selbst beantworten. Die Installationen des in Duisburg und Berlin lebenden Künstlers sind noch bis zum 10. Dezember werktags, 10-22 Uhr, sowie bei Veranstaltungen im Hause zu sehen.