Meister, Helgo: Das absurde Lampentheater, Westdeutsche Zeitung, 16.3.2000
Ost- und Westgeschmack:
Eberhard Bosslet stellt in der Galerie Bochynek seine schrägen Kombinationen ausrangierter Lichtobjekte aus, die er neu arrangiert. Ost- und Westgeschmack: Eberhard Bosslet stellt in der Galerie Bochynek seine schrägen Kombinationen ausrangierter Lichtobjekte aus, die er neu arrangiert.
Ebcrhard Bosslet hat als Professor der Hochschule für bildende Künste in Dresden offensichtlich auch selbst hinzugelernt. jedenfalls ist sein Werk beredter geworden. Wie materialverhaftet waren noch 1993 seine Objekte im Düsseldorfer Kunstverein.
Jetzt wirken sie - wenn auch nach denselben formalen Prinzipien hergestellt - geradezu erzählerisch. Dabei tut er nichts anderes als ausrangierte Lampen umzupolen.
,Anfang der 90er Jahre noch benutzte er etwa schwarze Röhren, die er gegeneinander führte, so dass sie zu nichts mehr taugten, einer - sinnvollen Verwendung entzogen waren. jetzt sind es Steh- und Deckenleuchten, deren Patina allein schon in einer Avantgarde-Galerie für Schmunzeln sorgt.
Im Gegensatz zu den Gummi-, Druckluft und Stahlstützen von einst besitzen die jüngsten Ergebnisse Humor. Es wirkt komisch, wie sich alleingelassene Stäbe bar jeder 'Aufhänge-Funktion wie Geschosse in den Raum bohren. Oder wie gläserne Tüllen in falsche Richtungen leuchten. Wie ein Bündel von Haartrocknern bei Bedarf warme Luft von sich gibt, aber wofür und wozu?
Unter Titeln wie "Mir", "Space Lab' oder "Raumstation' schiebt er altmodische Elektrogeräte gegen- und ineinander oder klebt sie Rücken an Rücken, so dass zwei Overhead-Projektoren an siamesische Zwillinge erinnern. Die Titel aber; fuhren die Kollision von Ausrangiertem, von technischem Müll mit hochkomplizierter Weltraumtechnik herbei.
Jeglicher Funktion beraubt - nur seltsam wie er den Ost-'wie den Westgeschmack der letzten vierzig Jahre in Holzsockeln, Metallgestänge oder überlangen Tüllen auskostet, bevor er an ihnen seine Balancierkünste - an Fäden ausprobiert. Stets koppelt oder klebt er zwei ähnliche oder - seltener - gleiche Lampen aneinander oder gegeneinander. Aus ihrer üblichen Lage befreit, sind sie natürlich auf groteske Art auch jeglicher Funktion beraubt. Das Alltägliche wird hier Artifizielle verwandelt, das Bekannte uns entfremdet.
Ein Overhead-Projektor-Paar sendet sein Licht nicht mehr zu den zu projizierenden Folien, sondern auf den Boden. Und ein Trampolin, es ist senkrecht an der Wand montiert, läßt sich nicht mehr bespringen. Mit knallroter Farbe bestrichen wirkt es wie ein poppiges Target von Jasper Johns.
Parallel zu den Objekten aus jüngster Zeit zeigt er Interventionen', unter denen er Schwarz-Weiss-Aufnahmen von Ruinen auf Teneriffa versteht, die er zuvor in Schwarz und Weiss bepinselt hat, so dass er ihre Strukturen oberflächlich änderte.
(Ackerstraße 99, bis 6. Mai, mi bis fr 15 i.@18; sa 12 - 14 Uhr)