VORARLBERGER NACHRICHTEN , KULTUR , Samstag/Sonntag 20/21. 11.2004
Unterstützende Maßnahmen
Der deutsche Bildhauer Eberhard Bosslett im Bregenzer Künstlerhaus
Bregenz (VN-ag)
Mit Eingriffen in den architektonischen Innen- und Außenraum hat der deutsche Bildhauer Eberhard Bosslet seit den 80ern den Begriff der Intervention geprägt. Raumgreifend zeigt er sich auch im Bregenzer Künstlerhaus.
"Okkupanten" nennt sich die Ausstellung des 1953 in Speyer geborenen, in Dresden lebenden Eberhard Bosslet. Wenn "Okkupieren" soviel wie besetzen heißt, dann trifft , der Ausstellungstitel den Kern der Sache ziemlich genau. Auch wenn damit nur ein Teilaspekt der Arbeiten des documenta-8-Teilnehmers von 1987 abgedeckt wird.
Raumrelational "Unterstützende Maßnahme", "Expander" oder "Stallung" nennen sich die aktuellen, für das Künstlerhaus, raumrelational hergestellten Arbeiten.
Basierend auf dem Einsatz von Ausrüstungsgegenständen des Baugewerbes, namentlich Schaltafeln und Baustützen, definieren die Installationen den Raum. Zwar sind mit dem Material' Baustützen (die Bosslet schon
seit langer Zeit einsetzt) auf den ersten Blick Ähnlichkeiten mit der Werkfolge von Santiago Sierra, vor kurzem im KUB, gegeben. Doch spielen sich Bosslets Einbauten, die auf geometrisch-konstruktiver Denkweise basieren, auf einer ganz anderen Ebene ab, wenn er versucht, Gegebenes in neue Zusammenhänge zu bringen - und
den Ausstellungsraum neu zu artikulieren. Auf Grundkonzeptionen (Zeichnungen und Prototypen) der 90er Jahre fußend, verwendet er Materialien, nigelnagelneu oder mit Baustellenspuren, die von den jeweiligen Firmen nur geliehen sind und nach Gebrauch wieder zurückgehen. Das Werk wird demnach nicht in der Form aufbewahrt, was
ein wesentlicher Punkt seiner Konzeption ist, sondern existiert nach Ausstellungsende nur in der Dokumentation weiter, kann aber jederzeit wieder aufgebaut werden.

Die Stellen im Künstlerhaus, an denen Bosslet interveniert, scheinen statisch nicht besonders exponiert. Dennoch wirken die Einbauten, die nicht verschraubt sind, sondern allein durch Kraft, Druck und Reibung zusammenhalten, alles andere als zufällig plaziert. Unvermutet begegnet man ihnen im Treppenhaus, im Erdgeschoß verspannen sie den Raum dergestalt, dass der Betrachter schon einmal ausgegrenzt wird.
Sachlich, klar, wirken die Interventionen auf den zweiten Blick auch ästhetisch und sie sind von einer unbestrittenen physischen Präsenz. Die findet sich auch in der eigenwilligen Präsentation der Fotoarbeiten, wo es um die Akzentuierung bzw. Okkupation von Bauhinterlassenschaften geht.
Die Ausstellung "Okkupanten" von Eberhard Bosslet Ist Im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz bis zum 2.Jänner 2005 zu sehen, geöffnet Dienstag bis Samstag, 14 bis 18, Sonn- und Feiertag, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Bildunterschrift: Das Material von Eberhard Bosslet erinnert an jenes, das Santiago Sierra vor wenigen Monaten Im Kunsthaus einsetzte. (Foto: Künstlerhaus)