Kunst Bulletin, Juni 1998,

Mannheim
Eberhard Bosslet in der Städtischen Kunsthalle

Bosslet (*1953) verwendet in seinen Arbeiten hauptsächlich Produkte und Technologien aus der industriellen und gewerblichen Wirklichkeit. Sie sind immer wesentlicher, sichtbarer und funktions-ästhetischer Bestandteil seiner Werke. Er arbeitet mit unedlen, gewöhnlichen Werkstoffen, die in seinen Objekten zu ungewöhnlichen Konstellationen zusammengebracht werden und ihre innovative Kraft aus der metaphorischen Übertragung mechanischer Grundphänomene schöpfen. Klassisch anmutende Mittel werden somit auf eine zeitimmanente Ebene gebracht. Für seine Ausstellung in Mannheim baut Bosslet in den grossvolumigen, lichtdurchfluteten Raum für die Skulpturenausstellungen zwei vom Grundriss annähernd gleich grosse Architekturen, eine 4 x 6 m messende „Monocell“ und eine überwiegend kniehohe, streifenfundamentartige Betonkonstruktion mit Armierungseisen. Während die „Monocell“ mit weissen Steinen aufgemauert ist und zwei schmale Zugänge hat, sperrt die mit „Universal“ betitelte Bodenarbeit durch eine dicht gezogene, rasterförmig vernetzte Struktur zwischen den Betonfundamenten ein unbetretbares Territorium von vergleichbaren 4 x 6 m. Dieser überschaubaren, sperrigen Struktur steht die „Monocell“ gegenüber. Nahezu hermetisch abgeschlossen offenbart dieses Gebäude im Zusammenwirken der dort beidseitig der Wände montierten „Bilateralen Beziehungen“ ihr Innen und Aussen. Diese Werke aus zwei runden Aluminium-Gussreliefs, Ankerstab und Druckfedern sind niemals auf einen Blick vollständig sichtbar. Ihre komplette Existenz erschliesst sich nur aus gemachter Erfahrung und der Speicherfähigkeit des menschlichen Gehirns. Erinnerung und Vergleich erzeugen im Betrachter das Bild einer „Bilateralen Beziehung“. Im Graphischen Kabinett präsentiert der Künstler erstmals seine schwarzweissen Grossfotos (135 x 175 cm), der von ihm in den achtziger Jahren realisierten „Interventionen“ im öffentlichen Aussenraum. Bis 14.6.1998, HRS