D- Kaps, Andreas: Kein Mumpitz Eberhard Bosslet in der Galerie
"Mopeds", Der Tagesspiegel, 7.7.1981

Kein Mumpitz
Fahrräder, Mofas, Mopeds konnte man einmal in der Oranienstrasse 36
kaufen. "Mumpitz" hat möglicherweise ein alter Kunde neben die Tür des
jetzt weiß getünchten Ladens geschrieben, denn drinnen gibt's nur noch
Kunst seit circa einem Jahr. Nach Udo Idelbergers ,Schliffe mit P40 und
P120~, einem Jazzkonzert, Fotoinstallationen und "Minimal Music"zeigt
nun Eberhard Bosslet in dem Veranstaltungsraum dieser Selbsthilfe
Institution eine "Installation".
Als Arbeitsmaterialien dienen ihm Glasscherben, die ja derzeit in der
Kreuzberger Gegend reichlich als "ready made" abfallen. Der Künstler
interpretiert die Formen der Bruchstücke mit Lackfarben-Aufstrichen,
Klebeverbindungen und Plazierungen im Galerieraum, dem er durch
ergänzende Arbeiten im übrigen Stadtgebiet noch weitere auch ästhetische
Resonanzen verschaffen will.
An die linke Schaufensterscheibe der Galerie ist, etwa in der Form eines
Fernsehbildschirms, mit zwei Klebepunken ein leicht gelblich getöntes
Plexiglas befestigt, das, in Randzonen bräunlich angestrichen, mehr
verbogen als zerbrochen ist. An der rechten Schaufensterscheibe klebt
mit drei Fixierpunkten und einem geleimten Dreieck ein größeres
Bruchglasdreieck, das unter anderem eine winzige rote Farbspur aufweist.

Drinnen liegt ein Rechteckbruchstück dessen scharfe Ecken schwarz, rot,
gold und blau überstrichen sind. Durch das Glas, auf dem auch noch
gedruckte Buchstaben zu erkennen sind, sieht man, wenn man so will als
Flächenkoordinaten, sparsame Linien von Verbindungsstellen des quasi
grundierenden Linoleumbodens der Galerie. An einer Wand hängen parallel
zueinander, teilweise blau und gold lackiert, ein Stück ausgeschweißte
Eisenplatte mit Karomuster und ein schmaler Streifen Bruchglas.
Ähnlich schöne Glasscheiben will Eberhard Bosslet nun auch in anderen
Stadtteilen an frequentierteren Stellen "plazieren": Am U Bahnhof
Spichernstraße, Linie 2, Richtung Krumme Lanke, hat er sich schon in
diesem Sinne versucht. Zwei weitere Versuche scheiterten, weil der
Klebstoff schon zu hart oder noch viel zu weich war. Dem nächsten, aber
längst noch nicht letzten Objekt, dem U Bahnhof Friedrich-Wilhelm-Platz,
Linie 9, Ausgang Görresstraße, gab er dann einen Korb: Er entsprach
nicht seinen Vorstellungen'. Andreas Kaps
(Galerie "Mopeds", Oranienstrasse 36, bis 4. Juli.