Die Rheinpfalz, 5.11.1987, von MANFRED WEIHE

Eberhard Bosslet erhält „Bremer Kunstpreis“

Speyerer Künstler als Teilnehmer der Documenta ausgezeichnet

Als Teilnehmer der diesjährigen Dokumenta 8 in Kassel erfuhr der 1953 in Speyer geborene, jetzt in Berlin und Duisburg lebende Künstler Eberhard Bosslet in diesem Jahr eine erste große öffentliche Anerkennung seiner Arbeit. Ihm wurde der „Bremer Kunstpreis“ verliehen. Er ist damit der zweite Träger dieser vor zwei Jahren neu geschaffenen Auszeichnung.
Bosslet wurde zusammen mit neun weiteren jungen Künstlern von einer Vorschlagskommission zur Ausstellung in der Kunsthalle in Bremen eingeladen. Diese zehn Gegenwartskünstler aus den deutschsprachigen Ländern sollen einer kunstinteressierten Öffentlichkeit in dieser Ausstellung Ausschnitte aus der heutigen Situation der aktuellen Kunst bieten.
Aus dem Kreis der Ausstellenden wählte eine Jury für den mit 20 000 Mark dotierten „Bremer Kunstpreis“ einen Künstler aus, der, wie es in der Satzung des Stifterkreises heißt: „Bisher in der Öffentlichkeit noch nicht eine Würdigung solcher Art erfahren hat, wie sie der Qualität seines Schaffens entspricht.“
Eberhard Bosslet konnte die Jury, der Professor Jensen (Bremen), Professor Dr. Klaus Gallwitz (Frankfurt), Dr. Carl Haenlein (Hannover), Dr. Dieter Koepplin (Basel) und Dr. Dierk Stemmler (Mönchengladbach) angehörten, in seinem gegenwärtigen Schaffen am stärksten überzeugen.
In der schriftlichen Begründung des Bremer Kunstpreises heißt es dazu unter anderem: „Eberhard Bosslets Erfahrungsmaterial sind Baukonstruktionen. Es hat auch etwas mit heutiger technischer Ausrüstung, zum Beispiel Schalttafeln zu tun. In ihrer Kombinatorik unterscheidet sich Bosslet deutlich von anderen, spielerisch vorgehenden Künstlern seiner Generation. Disparate Materialien geraten in räumliche Spannung, wobei einzelne Empfindungsqualitäten unterschiedlich spürbar gemacht werden.“
Im Einzelnen würdigte die Jury die in der Ausstellung präsentierten Wandtafeln aus bemaltem Zinkblech als „eine geometrisch erscheinende Kunst, die nicht formalistisch ist, weil sie ihre Substanz aus plastischen Vorgängen und aus Erfahrungen von Konstruktionszusammenhängen unserer realen Welt bezieht“.
Der Bremer Kunstpreis wird in einem Turnus von zwei Jahren vergeben. Erster Preisträger war 1985 der Schweizer Maler Martin Distler.
Eberhard Bosslet ist trotz zahlreicher Stipendien und Studienreisen der Kurpfalz stets verbunden geblieben. Als aktives Mitglied des Künstlerbundes Speyer nimmt er an den Ausstellungen der Künstlervereinigung teil.
Der Speyerer Kunstverein plant für September 1988 eine Werkschau mit Installationen im Alten Stadtsaal. Zur Zeit sind Arbeiten von Eberhard Bosslet in einer Einzelausstellung unter dem Titel: „Angebote zur Wahrnehmung“ bis zum 22. November im Heidelberger Kunstverein, Alte Eppelheimer Landstraße, zu sehen. Zu dieser Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen, zum Teil farbigen Abbildungen.

MANFRED WEIHE