Die Rheinpfalz , 20.10. 1995, von ULRIKE TILL

Die Bank stiftete den Welthandel
Landesmuseum erhielt ein Werk des Künstlers Eberhard Bosslet

MAINZ. Normalerweise sind Geburtstagskinder die Empfänger von Geschenken. Wenn jedoch große Organisationen ein rundes Jubiläum feiern, machen sie gerne selbst Präsente: Zum 25. Geburtstag der Mainzer Hypo-Bank hat das Geldinstitut dem Landesmuseum die Skulptur „Welthandel 2“ von Eberhard Bosslet gestiftet. Der 1953 in Speyer geborene Künstler wurde bei der documenta 1987 mit seinen Rauminstallationen international bekannt. „Bislang sind wir karg ausgestattet mit Kunstwerken vom Ende des 20. Jahrhunderts. Mit dem Erwerb der Bosslet-Skulptur wollen wir neue Zeichen setzen“, sagte die stellvertretende Direktorin des Landesmuseums, Dr. Sigrun Paas, bei der Übergabe der 25 000 Mark teuren Plastik.
Als Vertreter der Minimalkunst in der Tradition von Marsel Duchamp und Joseph Beuys stehe Bosslet für eine Kunstrichtung, die im Landesmuseum bisher gefehlt habe. Daher habe das Museum sich von der Kulturstiftung der Bank, die bereits für 29 deutsche Museen Werke zeitgenössischer Künstler gekauft hat, ausdrücklich ein Werk Bosslets gewünscht. Arbeiten seiner berühmten Vorgänger könne sich das Museum nicht leisten, sagte Paas. Deshalb wolle man verstärkt mit dem Sammeln jüngerer Künstler beginnen. Angesichts einer drohenden Etatkürzung von 38 Prozent im kommenden Jahr sei das Museum dabei besonders auf die Förderung von Mäzenen angewiesen.
„Mir geht es darum, fertige Industrieprodukte in neue Konstellationen zu bringen“, kommentiert Bosslet seine 1988 in Bremen entstandene Skulptur. Holzpaletten und Kisten sind zu einem rechteckigen Block ineinandergefügt, der von Eisenbändern zusammengehalten wird. „Kraft und Druck sind für mich wesentliche Mittel der Montage“, erklärt der in Berlin und Duisburg lebende Künstler. Der Betrachter solle sehen, was das Werk zusammenhält, deshalb habe er weder Nägel noch Klebstotf verwendet. Bei der dreiteiligen Reihe der Welthandels-Plastiken stehe der Kontrast zwischen genormten Elementen (den Paletten) und individuellen Bestandteilen (den speziell angefertigten Kisten) im Mittelpunkt. „Welthandel 1“ ist zur Zeit in New York ausgestellt, „Welthandel 3“ will das Landesmuseum demnächst kaufen.