D- Cop: Übergriffe, Lüdenscheider Nachrichten, 9.5.1994

Der Begriff "Malerei" scheint eine neue Definition zu finden
Drei Künstler stellen in der Galerie Friebe aus

Lüdenscheid (cob) - Das 314 mal 443 Zentimeter große pinkfarben leuchtende Segeltuch sticht einem beim Besuch der Galerie Friebe derzeit zuerst ins Auge. Ob Segeltuch, Aluminium, Email oder Aquarell, der Begriff "Malerei" scheint in der Ausstellung, die am Samstag in den Räumen in der Parkstraße eröffnet wurde, neu definiert zu werden.
Galeristin Inge Friebe konnte für ihre Exposition Werke gleich dreier Künstler von Rang und Namen gewinnen. Eberbard Bosslet, Wolfgang Robbe und Kazuo Katase erläuterten bei der Ausstellungseröffnung ihre Konzepte, in denen sie auf unterschiedlichen Wegen zu einem gemeinsamen Nenner finden der der Exposition den Titel "Übergriff- Werke zur Malerei" gab.
Das Spiel mit Licht und Schatten in Wolfgang Robbes Werken scheint beim ersten Anblick Illusion, doch die Effekte sind gemalt. Wolfgang Robbe, 1954 in Aachen geboren, verbindet in seinen Arbeiten auf eindrucksvolle Weise Elemente von Malerei und Skulptur. Bereits im Mai des vergangenen Jahres begeisterte Robbe mit einer Einzelausstellung in der Galerie Friebe.
Wie Robbe, so stammen auch Katase und Bosslet ursprünglich aus der Bildhauerei. Eberhard Bosslet, Jahrgang 1953 und Lembruck-Stipendiat 1986, erregte 1987auf der Documenta 8 Aufsehen mit der Einbindung technischer Elemente in seine künstlerischen Arbeiten.
Kazuo Katase, 1947 in Shizuoka/Japan geboren und seit 1975 in Deutschland, legte seinen Exponaten meditative Elemente zugrunde. Die Motive seiner Farbfotos auf Alucobond veranschaulichen das Spannungsfeld zwischen fernöstlicher und europäischer Kultur, in dem seine Werke stehen.
Die verschiedenartigen, alle auf ihre Weise faszinierenden Arbeiten der drei Künstler finden schließlich einen gemeinsamen Nenner: Die Synthese architektonischer, skulptureller und malerischer Elemente. Die Ausstellung "Übergriff" ist noch bis zum 24. Juni in der Galerie Friebe, Parkstraße 54 zu sehen.