FUNDACIÓN MIRÓ, 1985, Catalog, by Gloria Picazo

Die Interventionen von Eberhard Bosslet erfordern einen Sinn für die Reise, das Durchstöbern oder die fortlaufende Bewegung des unermüdlichen Ergründers und den Eifer des Sammlers, mit dem die Reste einer nicht weit zurückliegenden Vergangenheit in ihrer noch aufrechterhaltenen, altersschwachen Präsenz ausfindig gemacht werden.
Was beansprucht er? - Die Zeit anzuhalten und das jenige aus der Vergangenheit zu lösen, was jedwede Bedeutung verloren hat, um es nochmals im Gedächtnis festzumachen, oder einfach sich vom Mysterium des Ortes und den spekulativen Möglichkeiten, die er mitbringt, faszinieren zu lassen, oder vielleicht vom labyrinthischen Netz einer in völliger Auflösung begriffenen architektonischen Struktur eingefangen zu werden?

Die Ruine, auf die sich schon die Romantiker wegen ihres Maßes an trefflicher Größe festlegten, wird, gemildert von der Patinci der Zeit, in bestimmten Bereichen der zeitgenössischen Kunst noch einmal wiedergewonnen, manchmal mit dem Gefühl der Nostalgie und zur Abwehr einer vergessenen Mediteranität und des klassischen Denkens, aber sehr häufig in einer alltäglichen, urbanen, industrialisierten, entwürdigenden Realität verankert: indem Archäologie der Gegenwart betrieben wird, Kunst mittels materieller Spuren, architektonischer Reste, welche in der gegenwärtigen Ausgedientheit einer raschen Geringschätzung anheimgefallen sind, gemacht wird.
Bosslet sucht diese architektonischen Reste, die in Wirklichkeit nicht von architektonischer Bedeutung sind und es niemals waren. Vielleicht interessieren sie ihn gerade aufgrund dieser Mittelmäßigkeit. Es sind anonyme Bauwerke, die bereits verstummen, ohne indes jemals etwas wichtiges mitzuteilen gehabt zu haben.
Mit seinen Interventionen offenbart Bosslet, welches die sensiblen Punkte des Gebäudes waren: ein Fenster, eine Tür, eine Treppe, der Schatten eines imaginären Daches aus krummlinigen Dachziegeln, der Grat zweier Mauern, die zusammenlaufen..., um die grundlegende Struktur hervorzuheben und gleichzeitig auf der inneren räumlichen Distribution zu bestehen. Abermals behauptet sich die architektonische Struktur; Bosslet gibt ihr, indem er sie analysiert, die Möglichkeit zurück, eine betrachtenswerte und empfindliche Form zu sein, so wie er selbst dadurch die Möglichkeit erhält, über die sozialen, vielleicht wirtschaftlichen oder gar kulturellen Verwicklungen, die ihr in der Vergangenheit Leben verliehen, zu spekulieren.
Wir könnten also von einer Art verborgenem Anliegen sprechen, eine neue Art Monument für die Stadt zu errichten, abseits von der Bildhauerkunst, die Denkmal
und in ihren eigenen Fundamenten verwurzelt ist. Gordon Matto-Clark initiierte schon mit seinen geometrischen Perforationen von Wänden, Böden und Decken eines großen ruinösen Gebäudes in Brüssel, was durch Offenlegung der inneren Struktur Innen-und Außenraum zusammenfließen ließ, diesen monumentalistischen Weg, ebenso wie es Luc Deleu jetzt tut, ein belgischer Künstler, für den das urbane Monument sich beim vollständig städtischen und konstruktiven Element angefangen, dem Container, definiert, mit dem es ihm gelingen wird, triumphale Bögen zu errichten. Auch Eberhard Bosslet verteidigt diesen Geist des neuen Monuments schon bei den Trümmern der Stadt selbst: die in Barcelona 1984 verwirklichten Interventionen suggerieren dieses Anliegen: eine Gruppe kleiner Wohnungen, die seinerzeit bei den umstrittenen Arbeiten am Tunnel, der den Berg des Tibidabo durchqueren sollte, nützlich waren, die Spur einer intuierten Treppe an einer Mauer, wo man noch die Reste des ehemals anhaftenden Hauses beobachten kann, und die Ruinen eines Industriegebäudes nahe am Meer, alle durch Bosslets Intervention in ferne Gedenkstätten alter Zeiten verwandelt, eingerahmt von den Resten der möglichen industriellen Sphingen.

Gloria Picazo Übersetzung Andrea Mesecke