Pirmasenser Zeitung, 1.2.1995, von KARTRIN SCHREITER

Bosslets Besucherbarrieren im Sprengel

HANNOVER. Bauarbeiten im Sprengel Museum? Auf den ersten Blick scheint es so. Aber was da dem Besucher den gewohnten Weg auf dem Museumsplatz versperrt, ist eine Installation: Um eine Säule herum hat Eberhard Bosslet ein vier mal sechs Meter langes, unverrückbares Rechteck aus Betonblöcken plaziert. Schraubzwingen halten die Holzschalungen zusammen, Eisenstreben ragen seitlich aus dem gegossenen Beton. Die „Sperre“, so der Titel, wird zur Barriere für den Besucher - er muß einen Umweg machen.
Das verunsichert so manchen, denn die Objekte von Eberhard Bosslet verändern den Museumsplatz im Sprengel Museum gravierend. „Intervention“ heißt die Ausstellungsreihe, in der Bosslet seit gestern seine Arbeiten zeigt - vier Installationen unter dem Titel „Verbau“.
Die Bodenplastik „Offen ll“ erinnert an einen unfertigen Staubsauger. Sie besteht aus zwei aufgepumpten Kanaldichtkissen, die in einem Kunststoffrohr stecken. Das Rohr ist mit einem Schlauch umwickelt.
Mit diesen industriellen Teilen aus Landwirtschaft und Baugewerbe hat Bosslet eine neuartige Apparatur konstruiert. Die sorgfältige Verarbeitung fasziniert und irritiert zugleich: Das riesige Gerät täuscht Nutzbarkeit nur vor - es hat seinen Eigenwert lediglich als Kunstobjekt.
Bosslets präzise gearbeiteten Installationen bringen gewohnte Wahrnehmungen durcheinander. Als Objekte, die scheinbar für einen Gebrauch bestimmt sind, lenken sie den Blick auf sich und verändern das Raumgefüge des Museums.
Sie stehen dem Besucher im Weg, nötigen ihn zur Aufmerksamkeit und zwingen ihn, sich neu zu orientieren.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 19. März.