DE – Elss-Seringhaus, Cathrin, Saarbrücker Zeitung, 18.12.2012

Installationskünstler Eberhard Bosslet stellt in der Modernen Galerie aus
Eberhard Bosslet zählt zur ersten Kunst-Liga. Er hat, wie kaum ein zweiter, das Thema Bauen in sein Werk integriert. „Dingsda“ lässt sich denn auch als ironische Kommentierung der Baustellen-Situation rund um den Vierten Pavillon verstehen.

Saarbrücken. Man hat Meinrad Maria Grewenig in Bezug auf die Bespielung des Völklinger Weltkulturerbes oft Beliebigkeit vorgeworfen. Über die neue Ausstellung in der Modernen Galerie, die Grewenig nicht nur als Interims-Chef der Stiftung Kulturbesitz, sondern auch als Kurator verantwortet, kann man nun vieles sagen, nur eines nicht: Dass sie nicht zum Ort passt. Im Gegenteil. Wenn es einen gibt, der sich mit dem archaischen Reiz von Baustellen auskennt und mit industriellen Bau-Materialien, dann ist es Eberhard Bosslet (59). Seine Groß-Skulpturen aus Beton-Schalungen („Modulare Strukturen“) oder Eisenträgern („Unterstützende Maßnahmen“) könnte man sich auch realiter auf der Baustelle Vierter Pavillon vorstellen. Doch gerade weil sie von einer realen Bau-Maßnahme nicht zu unterscheiden sind, brauchen sie, um als Störmanöver zu wirken, den musealen Raum. Auch die Erwartungshaltung des Besuchers, dort dem Schönen und Ewigen zu begegnen und nicht etwa umgestülpten Einkaufswagen („Closed Circuit Commerce“) oder rumpelnden Betonmischern auf sechs Tonnen Kies („Roundabout“) wie jetzt im Obergeschoss der Modernen Galerie. Eine Provokation? Iwo. Die wilden Zeiten der Künstler, die mit Alltagsgegenständen arbeiteten, etwa von Duchamp, liegen 100 Jahre (!) zurück. Die Zumutungen der Konzeptkunst sind uns also vertraut. Doch leicht konsumierbar sind Bosslets Werke dennoch nicht. Denn der Künstler verweigert sich programmatisch gegenüber jeder ästhetischen Absicht.

Immerhin sind seine Installationen noch so etwas wie Unikate, weil sie für den jeweiligen Ausstellungsraum neu konzipiert sind. Aufgebaut werden sie aber nicht etwa vom Künstler selbst, sondern von Bauarbeitern. Im Saarbrücker Fall waren es 30 Mitarbeiter der St.?Ingberter Firma Peter Gross, die nach Bosslets Konstruktionsplänen arbeiteten. Entstanden ist „Dingsda“ – gemäß der Bezeichnung für alles, wofür man so recht keinen Namen hat. Erkennbar wird immerhin, dass es bei Bosslets „Unterstützenden Maßnahmen“ um Last und Spannung geht und um das Vortäuschen statischer Hilfen. Denn sie sind architektonisch gänzlich funktionslos, sind, wie alle anderen vermeintlich nützlichen Bau-Teile, bei Bosslet nur um ihrer selbst willen da – und das mit ziemlicher Wucht und Präsenz. Will da einer noch einmal demonstrativ die Fahne hissen für den Kunstbegriff eines Malewitsch, dessen „Schwarzes Quadrat“ einst die Moderne einläutete? Ironie ist wohl im Spiel. Und viel Ernst: Wie konsequent Bosslet gegen Routinen arbeitet, lässt sich an den Monumental-Fotos von Autowracks („Schrott & Sonne“) in kanarischen Landschaften ablesen. Einmal mehr lenkt der Künstler hier den Blick auf das gemeinhin Unbeachtete, lässt uns über Natur- und Menschen-Zeit nachdenken. Unter anderem hat Bosslet eine Arbeit für die Schlosskirche entwickelt. Sie geht mit dem barocken Raum, vor allem mit dSaarbrücken. Man hat Meinrad Maria Grewenig in Bezug auf die Bespielung des Völklinger Weltkulturerbes oft Beliebigkeit vorgeworfen. Über die neue Ausstellung in der Modernen Galerie, die Grewenig nicht nur als Interims-Chef der Stiftung Kulturbesitz, sondern auch als Kurator verantwortet, kann man nun vieles sagen, nur eines nicht: Dass sie nicht zum Ort passt. Im Gegenteil. Wenn es einen gibt, der sich mit dem archaischen Reiz von Baustellen auskennt und mit industriellen Bau-Materialien, dann ist es Eberhard Bosslet (59). Seine Groß-Skulpturen aus Beton-Schalungen („Modulare Strukturen“) oder Eisenträgern („Unterstützende Maßnahmen“) könnte man sich auch realiter auf der Baustelle Vierter Pavillon vorstellen. Doch gerade weil sie von einer realen Bau-Maßnahme nicht zu unterscheiden sind, brauchen sie, um als Störmanöver zu wirken, den musealen Raum. Auch die Erwartungshaltung des Besuchers, dort dem Schönen und Ewigen zu begegnen und nicht etwa umgestülpten Einkaufswagen („Closed Circuit Commerce“) oder rumpelnden Betonmischern auf sechs Tonnen Kies („Roundabout“) wie jetzt im Obergeschoss der Modernen Galerie. Eine Provokation? Iwo. Die wilden Zeiten der Künstler, die mit Alltagsgegenständen arbeiteten, etwa von Duchamp, liegen 100 Jahre (!) zurück. Die Zumutungen der Konzeptkunst sind uns also vertraut. Doch leicht konsumierbar sind Bosslets Werke dennoch nicht. Denn der Künstler verweigert sich programmatisch gegenüber jeder ästhetischen Absicht.

Immerhin sind seine Installationen noch so etwas wie Unikate, weil sie für den jeweiligen Ausstellungsraum neu konzipiert sind. Aufgebaut werden sie aber nicht etwa vom Künstler selbst, sondern von Bauarbeitern. Im Saarbrücker Fall waren es 30 Mitarbeiter der St.?Ingberter Firma Peter Gross, die nach Bosslets Konstruktionsplänen arbeiteten. Entstanden ist „Dingsda“ – gemäß der Bezeichnung für alles, wofür man so recht keinen Namen hat. Erkennbar wird immerhin, dass es bei Bosslets „Unterstützenden Maßnahmen“ um Last und Spannung geht und um das Vortäuschen statischer Hilfen. Denn sie sind architektonisch gänzlich funktionslos, sind, wie alle anderen vermeintlich nützlichen Bau-Teile, bei Bosslet nur um ihrer selbst willen da – und das mit ziemlicher Wucht und Präsenz. Will da einer noch einmal demonstrativ die Fahne hissen für den Kunstbegriff eines Malewitsch, dessen „Schwarzes Quadrat“ einst die Moderne einläutete? Ironie ist wohl im Spiel. Und viel Ernst: Wie konsequent Bosslet gegen Routinen arbeitet, lässt sich an den Monumental-Fotos von Autowracks („Schrott & Sonne“) in kanarischen Landschaften ablesen. Einmal mehr lenkt der Künstler hier den Blick auf das gemeinhin Unbeachtete, lässt uns über Natur- und Menschen-Zeit nachdenken. Unter anderem hat Bosslet eine Arbeit für die Schlosskirche entwickelt. Sie geht mit dem barocken Raum, vor allem mit den Orgel-Pfeifen, eine irritierend innige Beziehung ein – wahrlich ein Anstoß, neu hin zu schauen. Demhingegen wirkt die im Foyer aufgebaute „Barriere“ fast ein wenig läppisch.

Vor sechs Jahren konnte man Bosslet, der 1987 an der documenta teilnahm und seit 1997 eine Professur für Skulptur/Raumkonzepte in Dresden innehat, erstmals in Saarbrücken kennen lernen, mit „Group Show“ in der Stadtgalerie. Diesmal verbirgt sich hinter dem flapsigen Titel „Dingsda“ fast schon eine Art Gesamt-Werk-Schau, die sechs Werkgruppen vorstellt. Grewenig wagt sich damit für seine Verhältnisse relativ weit vor. Es ist dies sein erstes Statement für eine „Galerie der Gegenwart“.
en Orgel-Pfeifen, eine irritierend innige Beziehung ein – wahrlich ein Anstoß, neu hin zu schauen. Demhingegen wirkt die im Foyer aufgebaute „Barriere“ fast ein wenig läppisch.

Vor sechs Jahren konnte man Bosslet, der 1987 an der documenta teilnahm und seit 1997 eine Professur für Skulptur/Raumkonzepte in Dresden innehat, erstmals in Saarbrücken kennen lernen, mit „Group Show“ in der Stadtgalerie. Diesmal verbirgt sich hinter dem flapsigen Titel „Dingsda“ fast schon eine Art Gesamt-Werk-Schau, die sechs Werkgruppen vorstellt. Grewenig wagt sich damit für seine Verhältnisse relativ weit vor. Es ist dies sein erstes Statement für eine „Galerie der Gegenwart“.