Die Rheinpfalz, 12.10.1995, von SANDRA WEINACHT

BOSSLET BRINGT TURM „ZURÜCK“
Großplastik und „Planen“ bis 22. Oktober in Heilbronn zu sehen

Mit seiner Großplastik hat der Speyerer Künstler Eberhard Bosslet einen Turm „zurück“ nach - Heilbrom gebracht, einer Stadt, die einst im Mittelalter viele Türme zählte
Gut zehn Meter hoch ragt der gelbe, begehbare Turm mit einem Durchmesser von dreieinhalb Metern im Heilbronner Stadtgarten vor der Kunsthalle in die Luft. Die raumgreifende Plastik ist noch bis Sonntag, 22. Oktober zu bewundern.
Eingriffe in vorhandene architektonische Situationen sind die Spezialität des 1953 in Speyer geborenen Künstlers. „Interventionen“ nennt er seit Anfang der 80er Jahre diesen Bereich seiner Arbeiten. Dabei verwendet Bosslet in der alltäglichen Arbeitswelt vorgefundene Materialien und industriell vorgeformte Ausrüstungsgegenstände.
Der Turm in Heilbronn ist zum „Anschauen“ da, lautet Bosslets lapidarer Kommentar. Seine Eingriffe in den öffentlichen Raum versteht er als ein visuell attraktives Ereignis.
Parallel zum Turm zeigt der Kunstverein Heilbronn Arbeiten von Bosslet unter dem Titel „Planen“. Die großformatigen Wandbehänge und Schürzen aus plastifzierten Segeltuchflächen, die der Kunstverein bundesweit zum ersten Mal zeigt, sind als Malerei zu verstehen - aber nicht im Sinne eines strengen Gattungsbegriffs. Auch sie sind das Ergebnis der Montage vorhandener Stoffe und Materialien. Autonome Gegenstände, die ein Nachdenken über die Wirklichkeit in gang setzen können. Entstanden sind die Werke zwischen 1989 und 1995.